Unter den Autofahrern ist es kein Geheimnis, dass ein Fahrzeug mit kaltem Motor, mehr Kraftstoff verbraucht. Doch die wenigsten wissen, warum sich der Motor beim Kaltstart bwz. in der Kaltphase, mehr Sprit genehmigt. Ja warum eigentlich? Wir klären hier mal auf!
Was versteht man unter einem Kaltstart?
Kaltstarts kommen nicht nur im Winter vor. Je nach Fahrzeugtyp kann aber jeder Anlassvorgang, der bei einer Öltemperatur von weniger als etwa 50 Grad stattfindet, bereits ein Kaltstart sein. Motoröl entfaltet seine optimalen Schmiereigenschaften sogar erst ab ca. 80 Grad. Die Bauteile eines Motors bestehen aber aus verschiedenen Materialien, die sich nach dem Anlassvorgang unterschiedlich erwärmen und ausdehnen. Eine gute Schmierung ist daher unabdingbar. Außerdem ist es eine physikalische Tatsache, dass Motoren bei einem Kaltstart einen höheren Spritverbrauch haben, als bei einem Warmstart. Doch warum ist das so? Motoren benötigen einige Zeit um auf ihre normale Betriebstemperatur zu kommen. Die Zeit bis zum Erreichen der normalen Betriebstemperatur wird Kaltstartphase genannt. Die schnelle, aber ungleichmäßige Erwärmung der einzelnen Motorteile in der Kaltstartphase belasten den Motor in besonderem Maße. Damit es zu keinen Motorschäden kommt, muss bei einem Kaltstart berücksichtigt werden, dass der Motor eben noch nicht voll belastbar ist. Sogenannte Kavalierstarts sollten daher möglichst unterlassen werden. Bei zu hohen Drehzahlen während der Kaltstartphase kann es im schlimmsten Fall sogar zu einem Kolbenfresser kommen. Die Kaltstartphase dauert je nach Motor- und Außentemperatur mehrere Minuten oder Kilometer, in der kalten Jahreszeit naturgemäß etwas länger. Erst ein warmer Motor arbeitet im Normalbetrieb und der Spritverbrauch sinkt auf normales Niveau. Grundsätzlich gilt: Der erste Kilometer, der mit einem kalten Motor gefahren wird, ist für diesen am belastendsten, die Beanspruchung der Motorteile ist am höchsten.
Was passiert bei einem Kaltstart?
Um Motorschäden und übermäßigen Verschleiß der Motorteile zu vermeiden, müssen alle wichtigen Bauteile ausreichend mit Schmieröl geschmiert werden. Bei einem Kaltstart ist das Schmieröl noch wesentlich zähflüssiger als bei normaler Betriebstemperatur, das bedeutet die Schmierfähigkeit des Öls ist, beeinträchtig. Das hat zur Folge, das nicht alle bewegten Teile im Motor gleichermaßen gut mit Schmieröl versorgt werden. Auch ein sofortiges Losfahren mit überhöhter Drehzahl kann den Schmierfilm abreißen lassen. Verminderte Schmierung aber bedeutet erhöhte Reibung. Insbesondere bei Hubkolbenmotoren ist eine ausreichende Schmierung der Lager, der Zylinder, der Ventile und den Wellen besonders wichtig. Fehlt diese, so reiben die Metallflächen aneinander und verschleißen schneller, indem sie gegenseitig Material abtragen. Die Bauteile beginnen dann mit der Zeit unrund zu laufen. Eine zu trockene Reibung z. B. zwischen Zylinder und Kolben hat auch einen erhöhten Energieverlust zur Folge. Die Motorleistung verschlechtert sich, was wiederum einen höheren Spritverbrauch mit sich bringt.
Was sind die Folgen eines Kaltstarts
Kaltstarts in Verbindung mit hohen Drehzahlen verkürzen das Leben des Motors. Verbrennungsmotoren (Ottomotor) wird zum Betrieb üblicherweise ein Kraftstoff-Luft-Gemisch zugeführt. Solange der Ansaugtrakt noch kalt ist, kann ein Teil des Kraftstoffes in diesem oder im Zylinder kondensieren, wodurch das Kraftstoff-Luft-Gemisch magerer wird. Die Folge ist eine unvollständige Verbrennung. Der Motor läuft unruhig und ruckelt und der Schadstoffausstoß erhöht sich. Des Weiteren kann unverbrannter Kraftstoff auch in das Schmieröl gelangen und dieses verdünnen. Dünnes Öl ist selbst bei normaler Betriebstemperatur schon nachteilig für die Motorschmierung. Häufiger Kaltstart verringert außerdem auch die Lebensdauer des Zahnriemens.
Wie kann man den Folgen eines Kaltstarts vorbeugen?
Da helfen schon ganz einfache Maßnahmen. Auf die Gretchenfrage warmfahren oder warmlaufen lassen gibt es nur eine richtige Antwort. Fahren Sie sofort los, vermeiden Sie während der Aufwärmphase bzw. beim Anfahren aber zu hohe Drehzahlen. Der Motor erwärmt sich im mittleren Drehzahlbereich wesentlich schneller und materialschonender. Das vermeidet unnötigen Verschleiß und spart Treibstoff. Ergänzende motorische Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Standheizung können dem Motor dabei helfen möglichst rasch auf eine optimale Betriebstemperatur zu kommen. Damit der Motor keinen Schaden nimmt und lange Zeit gute Dienste leistet, im Folgenden die fünf wichtigsten Verhaltensregeln in Kurzform:
- Lasst den Motor nicht im Stand (Leerlauf) warmlaufen
- Fahrt die ersten 10 Kilometer mit niedrigen Drehzahlen bzw. untertourig
- Geht während der Aufwärmphase beim Gasgeben nicht über 3.000 Umdrehungen
- Schaltet zeitig in den nächsten Gang
- Vermeidet nach Möglichkeit Kurzstrecken. Geht lieber mal zu Fuß oder nehmt das Fahrrad
Fazit: Nach Erreichen der Betriebstemperatur kann das Auto wieder mit höheren Drehzahlen gefahren werden. Das Schmieröl ist warm und hat alle wichtigen Bauteile des Motors mittlerweile erreicht. Die Motorbelastung liegt jetzt im Normalbereich. Auch der Kraftstoffverbrauch normalisiert sich. Übrigens: Eine Kühlwassertemperaturanzeige, die normale Werte anzeigt, ist noch kein sicheres Indiz dafür, dass das Schmieröl ebenfalls die richtige Temperatur erreicht hat. Kühlwasser erwärmt sich schneller als Öl.