Gefühlsecht

Gefühlsecht
Drehen, drücken, tasten oder sprechen - wie bedient der Autofahrer von morgen sein Fahrzeug? Nichts scheint hierbei so zu bleiben, wie es einmal war. Eine Übersicht auf das, was da kommen soll.

Mit ein paar spärlich illuminierten Schaltern für Heizung, Hupe und Radio ist es heute lange nicht mehr getan. Die Cockpits der Autos gleichen abseits von Lada Niva und Land Rover Defender längst futuristischen Kommandozentralen, die einem redlichen Raumschiff aus den 90ern in kaum etwas nachstehen. Viele Autofahrer sind überfordert mit der oft komplizierten Bedienung über Haupt- und Untermenüs, die über Lenkradtasten oder Touchbildschirme anzusteuern sind. Die größten Probleme für die Autohersteller sind dabei nicht immer ältere Kunden, eine gigantische Zahl von Funktionen oder herausfordernde Innenraumdesigner - sondern die höchst unterschiedlich ausgeprägten Kulturen in der Welt.

In Asien sind berührungsempfindliche Bildschirme seit Jahr und Tag an der Tagesordnung. Navigation, Klimatisierung und die im Auto deutlich verbreiteteren Fernseher - in Ländern wie Japan oder mittlerweile auch China oder Thailand ist die Eingabe auf dem Touchscreen das probate Bedienmittel. Zunehmend setzen sich jedoch auch hier - von Smartphones gelernt - Sprachbedienungen durch.

Als zunächst Audi und mittlerweile auch Hersteller wie BMW oder Mercedes Touchpads zur freien Eingabe von Schriftzeichen in die Fahrzeuge brachten, wurden diese nicht derart gut angenommen wie erhofft. Die speziell in Europa und bisweilen auch in den USA bevorzugten Dreh-Drück-Steller sind für Asien gerade für die Eingabe von Navigationszielen ungeeignet. Schließlich gibt es dort je nach Sprache bis zu 3.000 Schriftzeichen und ergänzend Probleme mit fehlenden Hausnummern, sodass die Navigation oft über die Telefonnummern angesteuert wird.

Da der Königsweg fehlt, geht BMW als erster Hersteller bei seinem neuen Topmodell 7er einen anderen Weg und bringt die verschiedenen Bedienmodule parallel nebeneinander ins Auto. Der Kunde kann dann künftig entscheiden, ob er die Befehle per Sprache, Touchcontroller, Dreh-Drück-Steller oder sogar einfacher Geste eingeben kann.

Der 7er wird weltweit das erste Fahrzeug mit einer allerdings nur optionalen Gestensteuerung sein. Eine Kamera im Dachhimmel erkennt zum Start jedoch nur eine Handvoll Befehle, wie laut und leise für das Entertainment, das Blättern in Menüs oder die Annahme von einem Telefonanruf per Fingerzeig. Mit einer leicht ablässigen Geste kann der Anruf auch ins Nirwana geschickt werden.

Die Bayern machen wie mit dem zunächst viel kritisierenden iDrive-Controller in der 7er-Generation des Modells E65 vor mehr als zehn Jahren den Anfang. Mittlerweile ist das ebenso schnelle wie selbst erklärende iDrive-Bedienmodul das wohl beste Konzept auf dem Markt.

Vorreiter sein ist das eine - doch allein der Kunde entscheidet. Und der wird sich weltweit auf ein einziges Bedienkonzept kaum prägen lassen. Und um aufmerksam auf die Straße zu blicken, während wichtige Befehle einzugeben sind, bleibt wohl nur die Sprache.

Doch auch andere Hersteller setzen auf das Thema Gestensteuerung. Volkswagen will die kontaktlose Bedienung 2017/18 mit der nächsten Generation des Phaeton einführen. Mit seiner CES-Studie des Golf R Touch zeigte Volkswagen, wie diese technologische Zukunft aussehen könnte. Dabei gehören die Schalter im Armaturenbrett von einst der Vergangenheit an. Zwei Displays, die untereinander angeordnet sind - 12,8 Zoll und acht Zoll - sind die zentralen Bedieneinheiten, während das frei konfigurierbare Cockpit einen maßgeschneiderten Informationsfluss garantiert.

Das Touchscreen-Erlebnis wird nicht das einzige bleiben. Die Wolfsburger Autobauer wollen ebenso wie BMW in Zukunft wichtige Kommandos durch vordefinierte Gesten im Raum zwischen Lenkrad, Ganghebel und Display ausführen lassen, ohne dass die Finger einen Controller oder ein Touchpad berühren müssen. Ganz ähnlich laufen die Entwicklungen bei Toyota, Lexus, Mercedes oder Audi.

Hand in Hand gehen die Bediensysteme der Zukunft mit neuen Hightech-Displays - brilliant, hoch scharf und nur wenig Bauraum im Fahrzeug einnehmend. Während Fahrzeuge wie der Audi TT oder ein Lamborghini Aventador überhaupt kein Display mehr in der Mittelkonsole haben, ging eine Studie wie beispielsweise die des Volvo Concept Estate noch weiter. Die traditionelle Anordnung von Schaltern und Reglern ist wie beim Tesla Model S einem einzigen großen, tabletartigen Touchscreen gewichen.

"Die Grundidee ist, die Steuerelemente und Informationen vollkommen intuitiv und nutzerfreundlich anzuordnen", erläutert Volvo-Chefdesigner Thomas Ingenlath, "alles befindet sich genau dort, wo man es erwartet. Das macht das Fahren noch angenehmer, effizienter und sicherer." Der Touchscreen ersetzt - abgesehen von Lautstärke, Warnblinker und Heckscheibenheizung - alle Schalter und Regler. Das System ist dabei auf die digitale Instrumentenanzeige im Blickfeld des Fahrers abgestimmt.


Mehr dazu bei: Bedienkonzepte der Zukunft | Technik | alle-autos-in.de

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