
Der neue Škoda Superb wird die Mittelklasse durchwirbeln und mindestens so laut wie der VW Passat an das Tor zu Oberklasse klopfen. Bei den ersten Testfahrten der Prototypen waren wir mit unterwegs.
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Den Vorständen der europäischen Volumenmarken wird im nächsten Frühjahr mulmig werden. Dort, wo seit Jahren fast nur noch über riesige Rabatte etwas zu machen war, wird der neue Škoda Superb für Aufsehen sorgen. Der Tscheche glänzt erstmals nicht nur mit grandiosen Platzverhältnissen, pfiffigen Detaillösungen und fairen Preisen, sondern packt ein sehenswertes Design obenauf.
Das werden insbesondere Ford Mondeo und Opel Insignia, aber auch Peugeot 508 und Hyundai i40 spüren. Und nach ein paar Kilometern zeigt sich, dass man sich selbst um den Audi A4/A6 und den Volkswagen Passat ernsthaft Sorgen machen muss. Ist dem VW-Konzern das neue Škoda-Aushängeschild zu gut gelungen? Gerade einige Flottenkunden werden die Frage stellen, ob es ein deutlich teurer Audi oder VW sein muss, wenn der Superb seinem Namen alle Ehre macht.
"Wir werden uns bei den Preisen am aktuellen Superb orientieren", sagt Škoda-Vorstandschef Winfried Vahland, der aktuell erstmals stolz auf eine Million verkaufte Škoda pro Jahr blicken kann: "Es wird bei rund 25.000 Euro losgehen. Wir wollen damit alte Kunden halten und 35 Prozent erobern - gerade auch mit der Limousine." Moderne Turbomotoren, ein üppiges Platzangebot und schmuckes Design zum Zauberpreis machen den Škoda Superb zu einer guten Wahl.
Die schmale Karosse, das hohe Kuppeldach und das wenig filigrane Heck hatten die unbestrittenen Qualitäten des Nobel-Tschechen in den bisherigen zwei Generationen noch kaschiert. Mit dem neuen Škoda Superb, der im Mai 2015 zunächst als Limousine auf den Markt kommt, ist für die Konkurrenz Schluss mit lustig. "Wir sind 20 Millimeter länger geworden und haben deutlich an Breite gewonnen - gerade auch innen", legt Winfried Vahland nach, "zudem haben wir um 75 Kilogramm abgespeckt."
Besonders stimmig wirkt der stärkere der beiden Zweiliter-Diesel mit 140 kW/190 PS und 400 Nm maximalem Drehmoment
Auch wenn die Karosserie noch komplett mit verwirrender Schwarz-weiß-Folie überklebt ist, lassen sich deutlich Designeinflüsse der diesjährigen Genfstudie des Škoda Concept C erkennen. Eine flache Front und ein schickes Heck mit einer nun nur noch einteiligen großen Heckklappe. Die öffnet leider nur gegen Aufpreis elektrisch und gibt auf Knopfdruck oder Fußschwenk unter die Heckschürze den Blick frei auf beachtliche 625 bis 1.760 Liter Laderaum. Wer den Beifahrersitz umklappt, kann bis zu einer Länge von 3,10 Metern Gegenstände durchladen.
Da braucht kaum noch einer einen Kombi. Doch der kommt 2015 ebenfalls - auf der Frankfurter IAA im Herbst, während die Superb-Limousine auf dem Genfer Salon Anfang März ihre offizielle Weltpremiere feiert.
Wer die Tür öffnet, sieht nur noch teilweise abgeklebte Prototypen-Teile. "Ganz fertig sind wir noch nicht", sagt Skodas Technikvorstand Frank Welsch, "doch das meiste steht. Wir sind sechs Monate vor Marktstart ganz zufrieden."
Besonders stimmig wirkt der stärkere der beiden Zweiliter-Diesel mit 140 kW/190 PS und 400 Nm maximalem Drehmoment. Er läuft in dem Prototypen kraftvoll und zieht durchzugstark von unten heraus. Der Proband ist mit Allradantrieb und einem Doppelkupplungsgetriebe ausgerüstet, das noch etwas Feinschliff vertragen kann.
Wie von anderen Modellen bekannt, ist Škoda seiner Linie treu geblieben, pfiffige Alltagslösungen auch im Superb unterzubringen
"Die 190 PS starke Version ist erst einmal unser Diesel-Topmodell", sagt Škodas Marketingvorstand Werner Eichhorn, "gerade am Anfang könnte das durchaus das Volumenmodell werden." Daneben gibt es fünf weitere Benziner mit 125 bis 280 PS. Die drei Diesel mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum leisten 120, 150 und 190 PS. Ein Sechszylinder wurde wegen der geringen Stückzahlen des Vorgängers gestrichen. Die sparsamen Dieselversionen kommen mit 3,5 bis 5 Litern Diesel aus.
Auch ohne Dämmglas gefallen das geringe Geräuschniveau im Innenraum und die adaptiven Dämpfer, die ebenso wie Lenkung, Motorelektronik und Getriebe über den Fahrprogrammschalter beeinflusst werden. Im Vergleich zum durchaus komfortablen Vorgänger schlägt sich der Superb insbesondere bei kurzen Stößen souveräner als bisher.
Die Materialien sind nicht premium, aber wertig, während die Sitze vollklimatisiert und gut dimensioniert echten Langstreckenkomfort offerieren. Da müssen sich selbst Audi A6 oder eine Mercedes E-Klasse strecken.
Wie von anderen Modellen bekannt, ist Škoda seiner Linie treu geblieben, pfiffige Alltagslösungen auch im Superb unterzubringen. Alle Türen bekamen große Flaschenhalter bis 1,5 Liter, das Infotainmentsystem des Fahrzeugs lässt sich per App über jedes Smartphone oder Tablet fernbedienen und ein WLan-Hotspot sorgt für die Unterhaltung der Mitreisenden. Das Tablet lässt sich dabei per Clip am Vordersitz oder hinten in der Mittelkonsole befestigen. In den beiden vorderen Türen sind zudem Regenschirme versteckt, die sich mit einem Griff herausziehen lassen. Nicht nur dabei haben die Škoda-Entwickler einen klasse Job gemacht.