Ende diesen Jahres kommt die neue Corsa-Generation von Opel auf den Markt. Wir waren in dem noch leicht getarnten Hauptgegner für Ford Fiesta, Renault Clio und VW Polo schon mal unterwegs.
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Kantig, eckig, strahlend weiß - rundlich, knutschig, kugelig, bunt. In seinen 32 Jahren hat der Opel Corsa über vier Generationen bisher so einiges hinter sich. Steffi Graf lümmelte sich in Werbespots auf seiner Haube und über zwölf Millionen Kunden taten es ebenso im Innenraum. Jetzt kommt die fünfte Generation des in Saragossa und Eisenach produzierten Corsa.
Er soll den Abstand zu den Segmentführern Ford Fiesta und VW Polo nicht nur verkürzen, sondern das deutsche Doppel mit frischem Design, zahlreichen Assistenzsystemen und neuen Motoren rechts überholen. Seine offizielle Weltpremiere feiert der kleine Opel im Oktober auf dem Pariser Autosalon.
Der Druck ist groß: Jeder vierte verkaufte Opel ist ein Corsa. Und so schlägt es spürbar ins Gewicht, dass die aktuelle Generation europaweit nur noch auf Platz fünf der Zulassungsstatistik liegt. Durchschnittlich entscheiden sich europaweit mehr als 370.000 Kunden für das ehemalige Rüsselsheimer Einsteigermodell, das mit dem Adam mittlerweile einen kleinen trendigen Bruder hat.
Das Aussehen des neuen Corsa ist, nun ja, neu. Auch, wenn sich viele Details unter der schwarz-weißen Tarnfolie noch nicht so richtig erkennen lassen. Zumindest scheinen die Abmessungen mit rund vier Metern Länge nahezu gleich geblieben, wobei das Dach (bisherige Höhe 1,49 Meter) etwas flacher geworden scheint. Grundsätzliche Proportionen wurden beibehalten und mit Designdetails von Insignia, Astra und Adam vermählt. Wie bisher wird es den Opel Corsa E als Drei- und Fünftürer geben, wobei das Motorenspektrum von 75 bis an die 240 PS für die OPC-Version heranreichen dürfte.
Derzeit laufen die letzten Abstimmungsfahrten. Und der leitende Entwicklungsingenieur, Werner Jöris, hat bis zum Serienanlauf im Herbst noch ein volles Programm: "Für uns hieß es Revolution statt Evolution. Wir wollen mit dem Corsa neue Standards im Innenraum setzen. Neben der Akustik geht es insbesondere um eine Freude am Fahren, die die Dreizylinder und das ebenfalls neu entwickelte Sechsgang-Getriebe vermitteln sollen." Freude am Fahren? Der Slogan kommt bislang eigentlich aus der Münchener Gegend.
Die einzelnen Schaltstufen flutschen schon beim Prototypen nur so durch die Kulisse - und so gibt es allemal den versprochenen Fahrspaß
Unter der Haube des Opel-Prototypen werkelt das modernste, was Opel gerade im Köcher hat. Der nur ein Liter große Dreizylinder mit Direkteinspritzung und Turboaufladung ist zunächst mit zwei Leistungsstufen von 66 kW/90 und 85 kW/115 PS zu haben, die jeweils 4,3 Liter Super verbrauchen sollen. Das Triebwerk hält sich - abgesehen von einem leichten Nageln bei niedrigen Drehzahlen - akustisch sehr zurück und passt ausgezeichnet zum neuen Corsa.
Dank 166 Nm maximalem Drehmoment zwischen 1.800 und 4.700 U/min geht es selbst bergan engagiert zur Sache. Kein Gedanke an die müden Vierzylinder mit 70, 87 und 100 PS, die aktuell das Motorenangebot ausmachen. "Wir haben nicht nur Verbrauch und Emissionen reduzieren können, sondern wollten auch zeigen, dass ein Dreizylinder mindestens ebenso viel Laufkultur an den Tag legen kann wie Triebwerke mit vier Zylindern", sagt Matthias Alt, leitender Ingenieur für kleine Benzinmotoren: "Wir haben die Charakteristika konventioneller Dreizylinder in puncto Laufkultur, also das Geräusch- und Vibrationsverhalten, an der Wurzel angepackt."
Noch besser schlägt sich die endlich serienmäßige Sechsgang-Handschaltung, die mit 37 Kilogramm 30 Prozent weniger wiegt als bisher. Die einzelnen Schaltstufen flutschen schon beim Prototypen nur so durch die Kulisse - und so gibt es allemal den versprochenen Fahrspaß. Vierter, dritter und zweiter Gang vor der Kurve und dann gleich wieder rauf.
Ebenfalls sehr angenehm fühlt sich die leichtgängige Lenkung an, die sich in einem Citymodus zum Ein- und Ausparken noch drehfreudiger zeigt. "Wir haben viel an dem neuen Lenkgefühl gearbeitet", erzählt Entwickler Michael Harder. "Die Formel 1 ist dagegen einfach. Da kennen die Entwickler Fahrer und Strecke. Wir müssen ein breites Kundenspektrum abbilden."
Der Opel Corsa wird - anders als zeitweilig geplant - nicht mit einem variablen Dämpfersystem zu bekommen sein. Der Kunde muss sich beim Kauf entscheiden, ob er das Komfortfahrwerk mit 14- bis 16-Zöllern oder das Sportfahrwerk mit 16- und 17-Zöllern nimmt. Die später folgende OPC-Version mit rund 240 PS dürfte auf 18-Zöllern rollen.
Für Sicherheit sollen beim Corsa E eine Reihe neuer Assistenz- und Sicherheitssysteme sorgen
Der Unterschied zwischen beiden Fahrwerke könnte in jedem Fall größer sein, denn insbesondere das Sportpaket würde durchaus mehr Straffheit und Härte vertragen. Wer einen Kompromiss aus Fahrspaß und Komfort sucht, der ist mit dem Standardpaket und dem Komfortfahrwerk bestens bedient. Es federt lässig über Unebenheiten hinweg und ist alles andere als schwammig.
Deutliche Gewichtsersparnisse scheint die neue Generation aus Kostengründen nicht zu haben. Aktuell beträgt das Corsa-Einstiegsgewicht 1.120 Kilogramm.
Bei unserer Ausfahrt im deutsch-französischen Grenzgebiet nimmt von den getarnten Prototypen niemand groß Notiz. Auch im Innern des Opel Corsa E lässt sich auf den ersten Blick nicht viel Neues erkennen. Schwarze Tarnmatten versperren beim Parken weitgehend den Blick. Vor der Weiterfahrt werden sie nach oben umgeklappt - doch auch dann ist von den neuen Standards im Innenraum ist dank der unverkleideten Oberflächen jedoch wenig zu erkennen. Die Mittelkonsole mit dem großen Multifunktionsbildschirm und die umliegenden Schaltermodule kennt man bereits vom Adam. Und auch die Instrumente lassen trotz des neuen Zentraldisplays zwischen Drehzahlmesser und Tacho zumindest vermuten, dass Opel sich beim Corsa sich mit dem hohen Detailniveau des VW Polo schwer tun dürfte.
Für Sicherheit sollen beim Corsa E eine Reihe neuer Assistenz- und Sicherheitssysteme sorgen. So gibt es unter anderem Spurhalte- und Totwinkelassistent, Einparkautomatik, optionales Xenonlicht und ein City-Notbremsassistenten. Preislich, so ist aus Opelkreisen zu erfahren, dürfte sich im Vergleich zum aktuellen Modell trotz des höheren Ausstattungsniveaus kaum etwas ändern. Das dürfte vor allem in der harten Konkurrenzsituation begründet sein. Der aktuelle Opel Corsa Dreitürer startet bei 11.890 Euro für die 70-PS-Version.