Der rasende Holländer

Superbus
Ein Bus rauscht mit 250 Sachen und 23 Passagieren an Bord durch Holland. Utopie? Eigentlich nicht. Doch vor wenigen Tagen verstarb der Vater des Projekts Superbus. Lebt die Idee dennoch weiter?

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Wubbo Johannes Ockels. Ein Name, mit dem in Deutschland nur recht wenige etwas anfangen können. Für unsere Nachbarn aus den Niederlanden hingegen ist er nicht nur ein Name, sondern ein Vorbild. Warum? Er war der erste niederländische Staatsbürger im All. Am 30. Oktober 1985 startete er mit dem Space Shuttle Challenger gen Weltraum und landete genau sieben Tage und 44 Minuten später wieder auf Mutter Erde. Als Professor für Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität Delft widmete er sich anschließend alternativen Antriebstechnologien.

In diesem Rahmen beriet er zum Beispiel das Studententeam Nuon, das nicht nur einmal die World Solar Challenge gewann. Doch er wollte mehr. Und so kam es, dass er, ein ehemaliger Astronaut, zusammen mit seinen Studenten das Projekt Superbus ins Leben rief.

Im Vordergrund steht dabei ein 15 Meter langes, 2,55 Meter breites und 1,65 Meter hohes, dreiachsiges Fahrzeug. Es bietet Platz für 23 Passagiere und einen Rollstuhlfahrer. Für eine gute Rundumsicht sorgen Scheiben aus Polycarbonat, für das relativ geringe Gewicht von zehneinhalb Tonnen ein Chassis aus Karbon und eine Karosserie aus Fiberglas. Angetrieben wird der Superbus von vier Elektromotoren mit einer Dauerleistung von 400 kW/544 PS.

Das Design, das stark an eine Supersportwagen-Stretchlimousine erinnert, verspricht jedoch nicht nur hohe Geschwindigkeiten - sie werden auch erreicht. Der Superbus ist bis zu 250 Kilometer pro Stunde schnell. Dass zu jeder der acht Sitzreihen von beiden Seiten per nach oben aufschwingender Flügeltür Einlass gewährt wird, verstärkt den Eindruck eines gestreckten Supersportlers. Verantwortlich für das schnittige Design ist mit der früheren BMW Williams Formel 1-Chef-Aerodynamikerin Antonia Terzi, eine echte Geschwindigkeits-Expertin.

Am 15. Mai 2012 war für das Team rund um Wubbo Johannes Ockels ein ganz besonderer Tag, denn nach nur zwei Testjahren bekam der Superbus sein Nummernschild BZ-XG-15. Auf Messen wurde das Projekt vorgestellt und bekam auch gleich Zuspruch aus dem Nahen Osten. Vor allem fanden sich Interessenten aus dem nahezu autofrei geplanten Stadtbauprojekt Masdar in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Damit das futuristische Transportmittel, in dessen Entwicklung 13 Millionen Euro stecken, auch tatsächlich noch Ende dieses Jahrzehnts mit einer Reichweite von 210 Kilometern durch die Niederlande preschen kann, sollten eigentlich Superbusstrecken neben den Autobahnen installiert werden. Er könnte aber auch auf normalen Straßen verkehren.

Könnte? Sollten? Ja, denn vor wenigen Tagen, genauer gesagt am 18. Mai 2014 verstarb Wubbo Johannes Ockels im Alter von 68 Jahren. Ob nicht nur von ihm, sondern auch von der Idee des Superbusses Abschied genommen werden muss, steht noch nicht fest.

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