
Spektakulär! Da hat Mercedes-Benz nach Jahren der optischen Enthaltsamkeit wieder einmal in die Vollen gegriffen. Einen schöneren Benz als das S-Klasse Coupé hat es lange nicht gegeben.
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Die vergangenen Generationen des Luxuscoupés aus dem Hause Mercedes trugen das Modellkürzel CL. Sie waren elegant und edel - aber selten sportlich und bei aller Perfektion immer einen Hauch dröge und langweilig. Zum Krönungs-S, so scheint es, hat es nie gereicht. Das neue S-Klasse Coupé dagegen ist ein Schönling. Zum Verlieben auf den ersten Blick. Und mit Zukunftstechnik und Luxus im Überfluss.
Aston Martin Vanquish, Bentley Continental Coupé und Maserati Granturismo werden von dem neuen Edel-Stuttgarter nicht nur optisch, sondern auch funktional deklassiert. Audi und BMW haben überhaupt keinen Konter in der Hinterhand. "Das große Coupé bildet seit je her die Spitze unseres Modellprogramms und heißt deswegen jetzt auch wieder S-Klasse", sagt Daimler-Vertriebsvorstand Ola Källenius mit sichtlicher Zufriedenheit.
Im Vergleich zum Vorgänger CL wurden 40 Kilogramm abgespeckt. Außerdem ist das Coupé in allen Dimensionen - überschaubar - kleiner geworden.
Wer glaubte, dass es sich beim 5,03 Meter langen Coupé allein um ein Derivat der S-Klasse handelt, der sieht sich innen wie außen angenehm getäuscht. Eigenes Design, andere Linien, neuer Charakter und keinerlei sichtbare Gleichteile - das bekommt selbst im luxuriösen Wettbewerbsumfeld kaum einer hin.
Und das Fahren? Man wirkt der Außenwelt im S-Klasse-Coupé himmlisch entkoppelt
Die schmeichelweichen Ledersessel sind fast zu perfekt, um darin profan zu sitzen. Das Ledergestühl ist erstklassig verarbeitet, komplett klimatisiert und auf Wunsch mit Massagefunktionen versehen. Man mag kaum glauben, noch in einem Auto zu sitzen. Selbst in den beiden Fondsessels lässt es sich kommod reisen. Die perfekte Vorstellung im Innern wird allein durch den billigen Rahmen des gigantischen Doppeldisplays für Instrumente und Navigation getrübt. Der schmale schwarze Steg mit Bedienelementen für Fondkopfstützen, Heckjalousie und Instrumentenbeleuchtung passt ebenso wenig in diesen Luxusschwaben wie der Dreh-Drücksteller nebst Schalterhalbrund auf der Mittelkonsole.
Was für das Design gilt, sieht beim Antrieb nicht anders aus. Wenn der Basismotor so wie hier ein 4,7 Liter Doppelturbo mit 335 kW/455 PS ist, bleiben keine Wünsche offen. Von 0 auf Tempo 100 geht es in grandiosen 4,6 Sekunden. Die - abgeregelte - Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Den Normverbrauch gibt Mercedes mit 9,4 Liter an.
Und das Fahren? Man wirkt der Außenwelt himmlisch entkoppelt. Die üppigen 2,1 Tonnen sind wohl das einzige, was man dem Beau vorwerfen kann. Trotz Allradantriebs und aller Zauberfahrwerke ist dem eleganten Zweitürer in jedem Fahrbereich sein Übergewicht anzumerken. Schnell durchpflügte Kurven sind mit dem neu entwickelten ABC-Fahrwerk (Active Body Control mit Magic Body Control) trotzdem eine wahre Wonne.
Werden die Radien enger, können auch die Hightech-Federn das Übergewicht nicht mehr überspielen
"Das Fahrzeug legt sich ähnlich einem Motorradfahrer in die Kurve und reduziert so die auf die Insassen wirkende Querbeschleunigung", erläutert Entwicklungs-Chef Thomas Weber. Die Wirkung ist in der Tat spürbar - doch ein Muss ist das Hightech-Paket, das die Dämpfer in Abstimmung mit Kamerahorizont und Regelsystemen um 7,8 Zentimeter nach oben und unten anpassen kann, jedoch nicht.
Denn werden die Radien enger, können auch die Hightech-Federn das Übergewicht nicht mehr überspielen. Eine direktere Lenkung mit mehr Rückmeldung von der Fahrbahn und ein geringeres Untersteuern in Kurven würden selbst einem Nobelkreuzer wie dem S 500 Coupé guttun. Es hat eben nicht nur Vorteile, wenn man der Welt entrückt ist. Immerhin wummert der V8-Doppelturbo noch dezent im Hintergrund, wenn man ihn mit seinem gewaltigen Drehmoment von 700 Nm zwischen 1.800 und 3.500 U/min einmal zu forscher Gangart herausfordert. Ach ja, und der Vollständigkeit halber: In den Laderaum lassen sich problemlos 400 Liter packt.
Derart viel Luxus und Perfektion haben ihren Preis. Die Ausstattungsliste lässt alle Möglichkeiten, den stattlichen Basispreis von 125.961 Euro in noch ganz andere Sphären empor zu schrauben - obwohl elektrische Ledersitze, Navigation oder LED-Scheinwerfer bereits an Bord sind. Wer das komplette Fahrerassistenzpaket nebst Magic Body Control, Sonnendach, einen standesgemäßen Radsatz oder exklusives Nappa-Interieur bevorzugt, kommt spielend an die 150.000-Euro-Marke. Wem das immer noch nicht reicht: Ab 170.000 Euro gibt es das 585 PS starke S 63 AMG 4matic Coupé und auch der 600er-Zwölfzylinder dürfte nicht lange auf sich warten lassen.